Bevor Kaffee in die Tasse kommt
Wer sich intensiver mit Kaffee beschäftigt, merkt schnell: Die Magie beginnt lange vor dem ersten Schluck. Mein Weg in die Welt des Kaffees hat mich zu einem zentralen Schritt geführt, der oft unterschätzt wird – der Röstung.
Röstung ist mehr als nur ein Geschmacksfaktor. Ob helle, mittlere oder dunkle Röstung – jede Variante verändert das Aroma, aber auch die Wertschöpfungskette. Und genau hier setzt Coffee Annan an: Unser Kaffee wird direkt im Ursprungsland geröstet. Doch was bedeutet das eigentlich für die Qualität, die Nachhaltigkeit und die Menschen vor Ort?
In diesem Artikel gehe ich der Frage nach, warum das Rösten im Kaffeeland selbst ein entscheidender Schritt für mehr Gerechtigkeit und Transparenz ist – und wie es unsere Vorstellung von nachhaltigem Kaffeehandel verändert.

Kaffeebohnen rösten in Äthiopien: Warum der Ursprung den Unterschied macht
Beim Scrollen durch den Instagram-Account von Coffee Annan blieb ich an einem Bild hängen: Eine Hand hält hellgrüne, ungewohnte Kaffeebohnen – angebaut in Kata Muduga, Äthiopien. Ich hatte rohe Bohnen noch nie gesehen. Ihr grünlicher Ton überraschte mich.
Diese Bohnen haben bereits einen langen Weg hinter sich, bevor sie zur aromatischen Röstkaffee-Bohne werden: Sie werden nachhaltig kultiviert, zwischen Oktober und Januar sorgfältig von Hand geerntet und anschließend in der Sonne getrocknet.
Rohkaffee hat zunächst nichts mit dem zu tun, was wir aus der Tasse kennen: grün, hart, mit grasigem Aroma. Erst die Röstung, einer der entscheidendsten Schritte in der Kaffeeproduktion, verwandelt sie in das, was wir als Kaffeebohne bezeichnen.
In großen, rotierenden Rösttrommeln werden die Bohnen auf bis zu 240 °C erhitzt. Ihre Farbe wechselt von grün zu gelb und dann zu braun. Es riecht nach Karamell und gerösteten Nüssen. Die Bohnen beginnen zu vibrieren, dehnen sich aus und „knacken“ – ein Moment, den Röster:innen „First Crack“ nennen. Ab dann erzeugen sie eigene Hitze. Die Temperatur wird reduziert und der Prozess mit Erfahrung und Fingerspitzengefühl gesteuert.
Nach dem Rösten werden die Bohnen von Hand sortiert, um Fremdkörper und fehlerhafte Bohnen zu entfernen. Anschließend ruhen sie, denn ihre Aromen entwickeln sich erst nach rund 10 bis 20 Tagen vollständig.
Bei Coffee Annan passiert all das im Ursprungsland. Rösten vor Ort schafft faire Arbeitsplätze, stärkt die lokale Wirtschaft und verbessert die Qualität, weil die Bohnen nicht grün exportiert werden müssen. Ein Unterschied, den man schmeckt – und der Wirkung zeigt.
Leicht geröstete Bohnen werden nach dem ersten Knacken herausgenommen und sehen trocken und blass aus. Mittel geröstete Bohnen sind braun und sehen ein wenig glatter aus. Sie haben ein stärkeres Aroma und einen reicheren, süßeren Geschmack. Dunkel gerösteter Kaffee verbleibt länger in der Rösttrommel. Dunkler geröstete Bohnen setzen etwas Öl frei und können glänzend aussehen.
Kampf gegen Ungleichheiten in der Kaffeewelt
Als ich mich mit Fairtrade und Direkthandel auseinander gesetzt habe, lernte ich, dass Kaffee eine komplexe Lieferkette durchläuft, bevor er in meiner Tasse landet. Was macht es also aus, Kaffeebohnen im Land zu rösten, in dem sie angebaut werden?
Das Rösten von Kaffee ist ein aufwändiger Prozess. Es ist nicht überraschend, dass hier großen Wert in der Wertschöpfungskette geschaffen wird. In der Kaffeeindustrie werden rohe Kaffeebohnen in der Regel unmittelbar nach der Ernte exportiert. Sie werden im Konsumland profitabel geröstet, verpackt und verkauft. Bei diesem Prozess verdienen die Produzenten nur einen winzigen Bruchteil dessen, was der Kaffee letztendlich einbringen wird. Obwohl sie das beliebteste landwirtschaftliche Produkt der Welt produzieren, sind 90% der Entwicklungsländer auf finanzielle Hilfe angewiesen.
Das Rösten von Kaffee im Ursprungsland erhöht den Wert, der im produzierenden Land verbleibt, um mehr als 300%.
Coffee Annan arbeitet mit einem Kollektiv von KaffeerösterInnen aus Äthiopien und Uganda zusammen. Das Rösten im Ursprungsland stärkt die Wirtschaft des produzierenden Landes. Der gesamte Prozess der Kaffeeherstellung bis zur Bereitschaft des Verkaufs erfolgt an einem Ort - Anbau, Röstung und Verpackung. Coffee Annan baut enge, persönliche Beziehungen zu den Kaffeegemeinschaften in Afrika auf. Es gibt keine Sprachbarrieren: Die RösterInnen kommunizieren mit den BäuerInnen in ihrer Sprache. Sie arbeiten zusammen, um herausragenden, authentischen Kaffee zu produzieren. So sieht nachhaltiger Kaffee und ein Handel auf Augenhöhe aus.
Reise zum Ursprung: Begegnungen, die verändern
Im vergangenen Jahr reiste das Coffee Annan-Team mit Solomon, einem Röstexperten aus der Jimma-Region durch Äthiopien. Dies war das erste Treffen von Marcel und Solomon nach monatelanger Fernkommunikation. Das Team setzte die Reise fort, um den besten Spezialitätenkaffee und die talentiertesten KaffeerösterInnen in Afrika zu finden. Sie besuchten eine kleine Rösterei in den Hochländern von Uganda und probierten frisch gerösteten Kaffee in Kigali, Ruanda. Die gesamte Reise wurde vom Fotografen David Hubacher dokumentiert. Ihr könnt seine Aufnahmen auf der Coffee Annan Instagram-Seite bestaunen.
Wie ist euer Geschmack?
Wer hätte gedacht, dass man aus einer kleinen grünen Bohne so viel herausholen kann? Das Rösten ist nicht nur eine weiterer Schritt im Prozess der Kaffeeherstellung. Es ist der Moment, in dem eine Welt neuer Geschmäcker entsteht. Rösten ist eine feine Kunst, welche die Reichhaltigkeit, Süße und Aromen des ursprünglich rohen Kaffees zum Vorschein bringt.
Ich kann mich nicht entscheiden, welche der Geschmacksrichtungen ich bevorzuge - aber ich weiß, dass der Kauf von Kaffee, der an seinem Ursprungort geröstet wurde ein Schritt zur Stärkung von Entwicklungsgemeinschaften und zur Verbesserung der Kaffeewelt ist. Damit möchten wir in der Kaffeeindustrie ein Beispiel setzen.