Ich liebe Kaffee und möchte wissen, woher mein Kaffee kommt. Wenn ich im Supermarkt bin, greife ich automatisch nach dem Fair-Trade-Siegel - aber ich habe nie wirklich darüber nachgedacht, weshalb...
Um eine bessere Vorstellung vom Weg des Kaffees von der Farm bis in meine Tasse zu bekommen, habe ich mich mit Fairtrade, dem Direkthandel und allem, was dazwischen liegt, beschäftigt. Ich wollte überdies herausfinden, wie sich der Kaffeehandel mithilfe der direkten, persönlichen Kommunikation entwickelt hat, die Coffee Annan mit seinen ProduzentInnen pflegt.
Die Geburtsstunde von Fairtrade
Als erstes habe ich festgestellt, dass der Kaffeehandel schon immer ein heikles Thema war. Vor 1989 wurde der Kaffeepreis weltweit durch ein internationales Abkommen zwischen Produktions- und Verbrauchsländern - das International Coffee Agreement (ICA) - überwacht. Doch 1989 brach das ICA zusammen. Die Kaffeepreise fielen und die ProduzentInnen wurden nicht mehr bezahlt. Großkonzerne wie Nestlé und Kraft traten auf den Plan, um die Kaffeeproduktion zu steigern. Sie machten riesige Gewinne, während die Qualität des Kaffees stetig verschlechtert wurde.
Hier kam Fairtrade ins Spiel.
Fairtrade zielt darauf ab, die Kluft zwischen kleinbäuerlichen Genossenschaften in Entwicklungsländern und großen Agrarunternehmen in Industrieländern zu schließen. 1988 wurde in den Niederlanden die Max-Havelaar-Stiftung und damit verbunden die erste Fairtrade-Zertifizierung ins Leben gerufen. Bis 1997 schlossen sich 17 nationale Initiativen zu einer einzigen Organisation zusammen: Fairtrade International.
Hier die gute Nachricht: Fairtrade International ist ein breites Netzwerk, das sich für die Linderung der Armut in Entwicklungsländern einsetzt. Das Fairtrade-Siegel, auf das ich im Supermarkt immer achte, ist ein Zeichen dafür, dass die Kaffeeproduzenten einen faireren Lohn für ihre harte Arbeit erhalten. Das Zertifikat erhöht den Betrag, den wir für unseren Kaffee bezahlen, indem es den Mindestpreis für Kaffeebohnen regelt und eine Sozialprämie einschließt. Dies garantiert etwas höhere Löhne für die KaffeeproduzentInnen.
Um das Fairtrade-Zertifikat zu erhalten, zahlen Kaffeekooperativen eine jährliche Gebühr und befolgen die 10 Grundsätze des fairen Handels. Diese Grundsätze werden von gemeinnützigen, unabhängigen Fairtrade-Verbänden festgelegt. Sie umfassen Methoden der ökologischen Nachhaltigkeit, ethische Geschäftspraktiken, existenzsichernde Löhne für Arbeiter und ein Verbot von Kinder- und Zwangsarbeit.
Aber ich wusste, dass es nicht so einfach war. Je genauer ich hinsah, desto deutlicher wurden die Probleme und Grenzen des Zertifikats.
Ein Kompromiss zwischen Nachhaltigkeit und Qualität?
Die komplizierte Fairtrade-Lieferkette kann die KaffeebäuerInnen sogar benachteiligen. Die Genossenschaften müssen große Teile des Gewinns für Fairtrade-Kontrollen und -Zertifizierungen verwenden. Dies bedeutet, dass nur ein kleiner Teil an die BäuerInnen selbst geht, da das Geld verschiedene Stufen der Wertschöpfungskette durchläuft bevor es die LandwirtInnen erreicht. Nach Angaben von Helen Naegele erhalten die KaffeeproduzentInnen nur ein Sechstel der gesamten Fairtrade-Prämie.
Ich bin auch auf einige ethische Bedenken hinsichtlich der Transparenz und Qualität von Fairtrade-zertifiziertem Kaffee gestoßen. Die KaffeekäuferInnen haben oft keinen direkten Kontakt zu den Kooperativen und kommunizieren stattdessen mit einer Fairtrade-VertreterIn. So ist es schwieriger, die Qualität des gekauften Kaffees zu überwachen; und fast unmöglich, innovative, persönliche Ideen mit den BäuerInnen und RösterInnen zu entwickeln.
Direkthandel: besser für die LandwirtInnen und für euch!
Ich wurde mit dem Begriff "Direkthandel" vertraut, als ich im Team von Coffee Annan anfing. Der Direkthandel entstand aus den Bedenken vieler Kaffeespezialitätenherstellenden hinsichtlich der Transparenz und Qualität von Fairtrade. Es gibt keine eindeutige Definition des Direkthandels und keine einheitlichen Standards, aber er vereint viele der positiven Eigenschaften von Fairtrade in sich.
Einfach ausgedrückt, gewährleistet der Direkthandel eine höhere Kaffeequalität durch den Aufbau direkter und für beide Seiten vorteilhafter Beziehungen zwischen Kaffeeproduzierenden und KäuferInnen.
Der Direkthandel stellt sicher, dass alle an der Wertschöpfungskette des Kaffees Beteiligten - BäuerInnen, RösterInnen und KäuferInnen - an einem Strang ziehen. Die KaffeehändlerInnen kaufen direkt von den Farmen und zahlen den LandwirtInnen mehr für besondere Qualitätsstandards. Der direkte Kommunikationskanal zwischen Kaufenden und Erzeugenden ermöglicht bessere Verhandlungen. Außerdem fördert er langfristige Beziehungen, so dass BäuerInnen und Kaffeeunternehmen gemeinsam an Qualität, biologischen Anbau und fairen Preisen arbeiten können, was die Grundlage für einen nachhaltigen Kaffee legt.
Nachdem ich so viel über den Kaffeemarkt gelernt hatte, sprach ich mit dem Team von Coffee Annan, um mehr über den eigenen Ansatz des Direkthandels zu erfahren.
Coffee Annan prüft ständig die sozialen Auswirkungen seines Beschaffungsmodells - denn Kaffee ist lecker, aber wir wissen, dass das nicht alles ist und sein kann. Authentizität und Nachhaltigkeit sind das Herzstück von Coffee Annan. Sie nehmen ihre Verantwortung gegenüber den BäuerInnen ernst: Ihr Qualitätsversprechen für die Tasse ist mit einer vertrauensvollen und transparenten Beziehung zu den Farmen verbunden, von denen sie kaufen.
Nachhaltigkeit liegt mir sehr am Herzen. Mit jedem Kauf stellt ihr sicher, dass das Geld wirklich an die BäuerInnen zurückfließt, ohne in eine komplizierte Kette von exportierenden AkteurInnen und Zertifizierungen verwickelt zu werden. Coffee Annan zahlt mehr als den Mindestpreis für Fairtrade-Kaffee und eliminiert die Gebühren für die Fairtrade-Zertifizierung. Die ProduzentInnen erhalten mehr Geld, und in unsere Tassen kommt authentischer, hochwertiger und nachhaltiger Kaffee.
Lasst uns persönlich werden
Ich brauchte nicht lange, um zu sehen, wie persönlich der Ansatz von Coffee Annan zum Direkthandel ist. Der Coffee Annan-Fotograf David Hubacher hat die Reise des Teams durch Afrika im vergangenen Jahr dokumentiert. Das Team besuchte die Farmen, von denen es seine Bohnen bezieht. Es lernte vieles von den lokalen Gemeinschaften und konnte langfristige Beziehungen aufzubauen. Dies ist Direkthandel in seiner reinsten Form: Gespräche mit den ProduzentInnen, Kontaktaufnahme mit Kooperativen und Aufbau von Beziehungen, die Menschen stärken.
Wenn Ihr Kaffee von Coffee Annan kauft, könnt ihr von den engen Beziehnungen zwischen dem Team und den ProduzentInnen profitieren. Die Kaffeebohnen kommen von Addis Exporter und von der Kata Muduga Farmer's Cooperative Union in Äthiopien. Gründer und Geschäftsführer Marcel reiste im Oktober 2020 nach Kata Muduga, um Teklu, den Ansprechpartner von Coffee Annan auf der Farm, zu treffen.
Kata Muduga Farmer's Cooperative Union
Kata Muduga bedeutet Rückverfolgbarkeit und Transparenz: 90% der Exportgelder gehen direkt an die Farmen, während die übrigen 10% für die Exportkosten verwendet werden, um das Wachstum und die Entwicklung der Gewerkschaft zu unterstützen. Kata Muduga bietet den LandwirtInnen nicht nur faire Löhne, sondern unterstützt mit den Erlösen auch nachhaltige soziale Projekte in der Gemeinde. Es hilft bei der Beschaffung von sauberem Wasser, dem Bau von Straßen und Schulen.
Was kommt als Nächstes?
Unser Kaffee entsteht aus echten Beziehungen. Wir freuen uns darauf, mehr direkte Verbindungen zu den Kaffeeanbaugemeinschaften in Uganda, Tansania und Ruanda aufzubauen. Im Mai 2020 besuchten wir Farmen in Kigali, Ruanda, um mehr über die wachsende Kaffeeindustrie im "Land der tausend Hügel" zu erfahren. Wir befinden uns derzeit in der Evaluierungsphase - abonniert unseren Newsletter, um mehr über unsere neueste Beziehung zu den Kaffeegemeinschaften in Kigali zu erfahren.
Quellen
Die 10 Grundsätze des fairen Handels, World Fair Trade Organization - Europe. 2. August 2016.
Helen Naegele, "Wohin fließt das Geld für den fairen Handel?" World Development Journal, 2020.